DIE KRETISCHE LABYRINTH-HÖHLE

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Eine Dokumentation von Thomas M. Waldmann

News 04   (Jan. - Juni 2010)
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© Das Copyright sämtlicher Fotos und Texte liegt bei Thomas M. Waldmann, sofern nicht anders vermerkt. Fotos, Karten usw. kurz alle Arten von Abbildungen dürfen nur nach Rücksprache mit dem Autor verwendet werden.
© The copyright of all pictures and texts is owned by Thomas M. Waldmann, if not mentioned otherwise. Pictures, maps aso. in a word all kind of illustrations may only be used with the permission of the author.

ACHTUNG: DIE LABYRINTH-HÖHLE IST GEFÄHRLICH !
Betreten Sie sie nicht auf eigene Faust !
ATTENTION: THE LABYRINTH CAVE IS DANGEROUS !
Don't enter it off your own bat !
ΠΡΟΣΟΧΗ: Η ΛΑΒΥΡΙΝΘΟΣ ΕΙΝΑΙ ΠΟΛΥ ΕΠΙΚΙΝΔΥΝH !
Μην μπαίνετε μέσα με δική σας πρωτοβουλία !



22. Juni 2010: Fotos der offiziell zugänglichen Katakomben von Paris

Die Katakomben von Paris sind für uns als Vergleich mit dem Labyrinth interessant, da es sich ursprünglich - wie das Labyrinth auch - um unterirdische Kalk-Steinbrüche aus der Römer-Zeit handelte. Leider sind viele Abschnitte dieser unterirdischen Anlagen in späteren Zeiten verändert, befestigt, umgenutzt, bemalt usw. worden. Hier noch einige Bilder der zugänglichen Katakomben von Paris. Ihr Hauptmerkmal ist, dass ein fleissiger Pastor die hier unten gelagerten Knochen der überfüllten Pariser Friedhöfe in sorgfältiger Kleinarbeit den Mauern entlang aufschichtete. Trotz dieser Arbeiten sind die ehemaligen Steinbrüche stellenweise noch zu erkennen.

Die Katakomben von Paris

14. Juni 2010: Weitere Fotos der offiziell nicht zugänglichen Katakomben von Paris

Hier die angekündigten sowie weitere Bilder von den offiziell nicht zugänglichen Katakomben unter Paris: a) Beschriftungen mit Strassennamen und Jahreszahlen:

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

b) Gehen im Wasser (Foto links); ein Grabstein eines Vermissten, der sich in die Katakomben absetzte und offenbar verirrte und den man angeblich 11 Jahre später tot auffand und an der Stelle, wo man ihn fand, begrub (Foto in der Mitte); das Graffiti eines Paris Sprayers, der offenbar ähnliche Bekanntheit erreichte wie der Sprayer von Zürich (Foto rechts):

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

c) Eine ähnliche Einbuchtung wie in der Labyrinth-Höhle (Foto links), wahrscheinlich aber nur zufällig und keine Schleifspur. Versteinerungen in den Wänden (Foto rechts):

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

d) Auch hier hatte sich die deutsche Wehrmacht im 2. Weltkrieg eingenistet, wovon noch etliche Spuren zeugen:

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

01.-11. Juni 2010: Besuch der offiziell nicht zugänglichen Katakomben von Paris - unterirdische römische Steinbrüche

Am letzten Mai-Wochenende besuchte ich den offiziell nicht zugänglichen Teil der Katakomben von Paris. Sie umfassen angeblich ein Netz von Gängen von ca. 300 km Länge. Ursprünglich waren es unterirdische Kalk-Steinbrüche aus der Zeit der Römer, darum sind sie für uns als Vergleich besonders interessant. Unverändert erhaltene Steinbrüche aus der Römerzeit sind jedoch kaum zu sehen. Einerseits wurden die Steinbrüche bis vor gut 200 Jahren noch verwendet - in den Mauern der alten Häuser von Paris sind die typischen gelblichen Steine noch zu sehen, die häufig Versteinerungen von Schnecken und anderen kleinen Meerestieren aufweisen (Fotos siehe Artikel darüber) - allerdings soll sich in dieser langen Zeitspanne die Technik des Steinabbaus kaum verändert haben. Andererseits wurde das Gang-System ab 1777 systematisch ausgebaut mit Mauern und Pfeilern zur Stützung der Decke. So ist in den meisten Gängen nur noch die Original-Decke zu sehen, während die Mauern und Pfeiler neueren Datums sind. Die Gänge verlaufen etwa 20 bis 25 m unter der Erdoberfläche, unterhalb der Kanalisation, anscheinend auf Höhe des Grundwasserspiegels. In manchen Gängen muss darum in bis zu knietiefem Wasser gewatet werden (Fotos siehe Artikel darüber). An manchen Stellen wurden die Wände mit den Namen der Strassen beschriftet, unter denen man sich gerade befindet (Fotos siehe Artikel darüber) - so kann man sich orientieren, wenn man über die entsprechenden Pläne - die es gibt - verfügt. Wir finden auch Jahreszahlen an den Wänden, die angeben, wann diese Wände gebaut bzw. verstärkt wurden (Fotos siehe Artikel darüber). Die folgenden Bilder zeigen Ausschnitte der Katakomben, die der Labyrinth-Höhle ähnlich sehen. (Ein grosser Dank für Führung und Infos an Thomas M. und Hugo C.)

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

Fotos von Hugo Clément sind in Teil 2, Kap. 7i1 zu sehen. Hier noch einige Bilder, die die Arbeit einiger Untergrund-Künstler zeigen:

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

Die öffentlich nicht zugänglichen Katakomben von Paris

18.-20. Mai 2010: Argumente für einen Steinbruch: Mehr Argumente und neue Bilder

In Teil 2, Kapitel 10b, stelle ich die Argumente vor, die für einen Steinbruch sprechen (und widerlege die Argumente dagegen). Das Kapitel wurde neu geordnet und systematisiert. Die mit Bildern erweiterten Punkte 1 und 2 sollen hier vorgestellt werden. Die übrigen Punkte siehe Teil 2, Kapitel 10b

1) Die Art der Bearbeitung der Wände im Gegensatz zur Bearbeitung der Decke

Die überall anzutreffenden bearbeiteten Wände (Foto links) machen schnell klar, dass die Labyrinth-Höhle weitgehend eine künstliche Anlage ist. Diese Wände weisen (ausgenommen die oberste Schicht) immer parallele schräge Rillen auf - eines der Merkmale, die die Besucher meist als erstes sehen. An einigen Stellen, zum Beispiel im Zeremonienraum, ist auch die Decke offensichtlich bearbeitet (Foto rechts). Ebenso offensichtlich erfolgte die Bearbeitung der Decke und der obersten Schicht jedoch weniger sorgfältig als jene der restlichen Wände. Die Erklärung hierfür ist einfach: jede bearbeitete Wand ist potentiell die Stirnseite eines weiteren Quaders. Die Quader wurden nämlich komplett im Höhlen-Steinbruch drin behauen und dann nach aussen transportiert. Damit die Quader jedoch behauen werden konnten, musste ringsherum Platz vorhanden sein, das heisst es musste einiges Material entfernt werden. Auf den Seiten und unten wurden dabei Spalten geschaffen, die ca. 10 cm breit waren - wahrscheinlich gerade so breit, dass Hand und Werkzeug hinein passten (siehe Punkt 6). Die Behauung eines Quaders bedurfte jedoch oben am meisten Platz - damit er auch an der Rückseite behauen werden konnte. Die oberste - häufig auch vom Gestein her unbrauchbare - Schicht musste daher als erstes entfernt werden (20 bis 40 cm), wobei typische Nischen entstanden. An manchen Stellen im Labyrinth sehen wir heute noch solche Nischen in der obersten Schicht - dort war der Abbau von Quadern offenbar vorbereitet, dann aber eingestellt worden (Bilder siehe Punkt 3). Die entsprechenden Bearbeitungs-Spuren an dem dabei zurück bleibenden Wand-Abschnitt waren unwichtig und daher auch gröber (Foto links). In dieser obersten Schicht finden wir auch heute noch die Spuren von Keilen und Meisseln (siehe Punkt 4). Bei der Entfernung der obersten Schicht wurde natürlich auch die Decke mit bearbeitet (Foto rechts). Weil das Material jedoch nur entfernt wurde, um Platz für die Bearbeitung der Quader zu schaffen, gab es keine Notwendikeit, die Decke schön eben zu gestalten - sie wurde darum nur grob behauen. An vielen Stellen sehen wir diese bearbeitete Decke jedoch nicht mehr, weil sie herunter fiel - einer der Gründe, warum die Labyrinth-Höhle gefährlich ist und warum beim Abbau von Quadern immer wieder Säulen zur Stützung der Decke stehen gelassen wurden.

Bearbeitung an Wand und Decke

2) Die Bearbeitung der Wände mit Absätzen und Kanten - manchmal mit unterschiedlichen Winkeln - ohne erkennbaren Zweck

Die folgenden Bilder zeigen eine bearbeitete Wand mit mehreren horizontalen Abstufungen. Bei zweien verlaufen die obere und die untere Wand in verschiedenen Winkeln zu einander - ohne erkennbaren Zweck. Auch die beiden horizontalen Abstufungen, bei denen die Wände darüber und darunter parallel zu einander verlaufen, lassen keinen Zweck erkennen. Als Sims wären sie zu schmal. Das Ziel der Bearbeitung war also offenbar nicht eine ebene Wand - die Wand entstand beim Abbau der Quader, der keinem Plan folgte, sondern dem Vorhandensein der verschiedenen Schichten, sowie der Möglichkeit, brauchbare Quader zu behauen.

Bearbeitete Wand mit horizontalen Abstufungen in verschiedenen Winkeln

06.-08. Mai 2010: Drei weitere Höhlen-Steinbrüche gefunden bei Agia Irini / Spilia

Neben den drei Höhlen-Steinbrüchen Nr. 5, 6 und 7, die auf einem Privat-Gelände liegen (siehe Teil 2, Kap. 7h5) - links vor dem Aquädukt 2 km südlich von Knossos - gibt es noch drei weitere solche Höhlen-Steinbrüche (unteres Foto links). Bei den Aufnahmen im Herbst 2009 verdeckten Bäume die Sicht (oberes Foto links), doch im Frühling 2010 sichtete ich sie mit nicht geringem Erstaunen (oberes Foto rechts). Es gelang mir diesmal jedoch nicht, sie von nahe zu besichtigen und zu fotografieren. Nachdem ich letzten Herbst noch freundlich eingelassen worden war und die Höhlen fotografieren durfte (und noch mit Kaffe und Kuchen bewirtet wurde), wurde mir dieses Mal - von einer anderen, älteren Dame - ein unfreundliches "apagorewete" (gr. = es ist verboten) - entgegen geschmettert. Die Nummern 1 - 6 auf dem rechten Bild entsprechen in unserer Nummerierung den Nummern 5 bis 10. Auf demselben Gelände gibt es noch eine merkwürdige Einrichtung: eine Hausfassade, die direkt an den Fels gebaut wurde (unteres Foto rechts) - dahinter muss sich also eine Höhle befinden. Ich vermute, dass es sich ebenfalls um einen Höhlen-Steinbruch handelt (das wäre dann die Nr. 11), konnte das aber noch nicht überprüfen.

Höhlen Agia Irini Nr. 5 bis 10

Agia Irini, 8,9,10 und 11

04.-05. Mai 2010: Weitere eingestürzte Räume gefunden - hier die besseren Bilder

Nach Überwinden von ganz und teilweise eingestürzten Passagen treffen wir einmal mehr auf bearbeitete Wände - und weitere eingestürzte Gebiete. Die eingestürzten Gebiete und die bearbeiteten Wände und Räume zeigen, dass der Labyrinth-Steinbruch tatsächlich um einiges grösser war, als der heute begehbare Teil. Viele Gänge und Räume wurden jedoch durch Einsturz oder Füllung mit Abraum unzugänglich. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010

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03. Mai 2010: Eingestürzten Raum mit tropfendem Wasser gefunden - vielleicht war das der Raum des "weissen Schilfes"? - Hier die besseren Bilder

Der April 2010 bescherte viele Erfolge bei der Suche nach verschollenen Gängen und Räumen. Insbesondere jener Raum, von dem berichtet wurde, dass Wasser von der Decke tropfte in einer Menge, dass es in Gefässen aufgefangen wurde, und dass es "weissen Schilf" darin gab, wurde wahrscheinlich gefunden. Leider ist er total eingestürzt, so dass diese Vermutung nicht überprüft werden kann. Insbesondere ist zu bedauern, dass das "Geheimnis des weissen Schilfes" nicht mehr gelüftet werden kann. Es gibt nämlich verschiedene Zeugen-Aussagen dazu: 1) einige reden von "(weissem) Schilf" (engl. "reeds", gr. "καλάμια"); 2) ein Zeuge sprach von "Feigenbaum mit weissen Feigen" (wahrscheinlich eine Verwechslung, Vasilis Apostolakis, Paragamian/Vasilakis, S. 103/4); 3) historische Augenzeugen sprachen von "Schilf" (lat. "harundo", Buondelmonti), "Flechten" (engl. "lichen", Cockerell 1813), 4) "Pilz" (engl. "fungus", Cockerell 1820) - und 5) "Stalaktiten" (Scott); 6) der griechische Zeuge Ilias Manassakis spricht von einem Ort im Labyrinth, wo das "Wasser tropfte" und den sie "beim Schilf" nannten (gr. "«στα καλάμια» που λέμε", Paragamian/Vasilakis, S. 128) - also wäre "Schilf" ein übertragener Name; 7) der griechische Zeuge Xenophon von Kastelli sagte im Gespräch, dass es keinen Schilf gäbe im Labyrinth.
Über der Absturzhalde bleibt genügend Platz bis zur Decke - ca. 1 bis 3 Meter -, der das Aufrechtgehen zulässt (obere Fotos sowie unteres Foto rechts). Dieser Hohlraum deutet darauf hin, dass hier früher ein Raum gewesen sein muss. An dieser Stelle tropft es heute noch an zahlreichen Stellen von der Decke - nirgends sonst im Labyrinth tropft es dermassen wie hier -, wir sehen kleine Stalaktiten bis ca. 5 cm (unteres Foto links) - ein Büschel solcher längerer Stalaktiten könnte durchaus im übertragenen Sinne "Schilf" genannt werden... Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010.

Raum des Schilfes?

Raum des Schilfes?

29. April - 02. Mai 2010: Weitere Räume gefunden - hier die Bilder

Die Erfolgsserie im April 2010: Räume, bearbeitete Wände und Gänge wurden gefunden, die sowohl auf den alten wie den modernen Plänen fehlen. Vieles ist allerdings ganz oder teilweise eingestürzt. Und man fragt sich nach der Ursache der vielen Einstürze - Erdbeben oder die Explosion am Ende des 2. WK? Oder die Schwachheit gewisser Gesteinsschichten? Die gefundenen Räume machen den Eindruck, zumindest in neuerer Zeit noch nie betreten worden zu sein (keine Inschriften, kein Abfall). Die Einstürze, die ihr Betreten verhinderten, könnten also auch schon weiter zurück liegen. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010. Hier nun die Bilder:

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28. April 2010: Sicherheits-Hinweis

Die vielen im April 2010 gefundenen Gänge und Räume (die auf den alten und neuen Karten fehlen) sind nur auf gefährlichen Wegen durch einsturzgefährdete oder bereits ganz oder teilweise eingestürzte Gebiete hinduch zu erreichen. Der genaue Zugang sowie die Lokalisation dieser Räumlichkeiten wird daher aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben.

27. April - 05. Mai 2010: Lösung gefunden für das Phänomen, dass sich gravierte Inschriften mit weissen Kristallen füllen

muss nochmals überarbeitet werden (05. Mai 2010)

An einigen Stellen im Labyrinth besitzen die Inschriften die auffallende Eigenschaft, dass sie nicht (mehr) eingraviert sind, sondern in weissen Kristallen aus dem Fels herausragen - zum Beispiel die Inschrift von "Savary 1779" an einer Wand des Kampfsaals (siehe Fotos). Claude Savary ist ein historisch gesicherter Besucher des Labyrinthes, da er seine Erlebnisse 1789 in einem Reisebericht mit dem Titel "Lettres sur la Grèce" veröffentlichte (Quelle 1). Bei Veröffentlichung seines Werkes war es Savary bereits zu Ohren gekommen, dass seine Gravur sich mit weissen Kristallen gefüllt hatte, denn er erwähnt es in seinem Werk. Tournefort hatte dieses Phänomen als "végétation des pierres" bezeichnet ("Relation d'un voyage du Levant, fait par ordre du roi....", Textauszug unten S.26/27, Quelle 2). Nun fand ich - dank dem Gespräch mit einem Maurer/Gipser - eine mögliche Lösung für dieses Phänomen: die sogenannte "Ausblühung" - die Erfolgsserie im April 2010 geht also auch auf anderen Ebenen weiter... Bei verputzten Mauern zeigt sich manchmal folgendes Phänomen: bei feuchter Aussenluft (Regen) nimmt der Verputz Wasser auf - je poröser der Verputz, umso leichter kann er Feuchtigkeit aufnehmen. Das aufgenommene Wasser löst Salze im Verputz. Sinkt die Feuchtigkeit der Aussenluft, gibt der Verputz die aufgenommene Feuchtigkeit wieder ab (er trocknet). Die im abgegebenen Wasser gelösten Salze bleiben dabei auf der Maueroberfläche, also auf dem Verputz, zurück und bilden dort ihre typischen Muster, die "Ausblühung" genannt werden. In den bearbeiteten Wänden des Labyrinthes spielt sich an einigen Stellen wahrscheinlich ein vergleichbarer Prozess ab. Wohl regnet es nicht in der Nähe dieser Wände, aber die Luftfeuchtigkeit im Innern dieses Höhlen-Steinbruchs kann im Verlaufe des Jahres erheblich schwanken. So fiel mir auf, dass im Sommer und Herbst die Luft im Labyrinth eher trocken ist, während sie diesen Frühling anfangs März in den hinteren Teilen des Labyrinthes derart feucht war, dass die Linse meines Fotoapparates ständig beschlug und ich sie laufend putzen musste. Es ist also anzunehmen, dass die Wände - vor allem deren Oberfläche - in den feuchten Jahreszeiten (Winter und Frühling) Feuchtigkeit aufnehmen und dabei in der Fels-Oberfläche Salze lösen. In den trockenen Jahreszeiten (Sommer und Herbst) wird wieder Feuchtigkeit abgegeben, wobei an der Oberfläche - offenbar bevorzugt in künstlichen Spalten und Ritzen - weisse Salze abgelagert werden. Zu diesem Vorgang würde passen, dass - wie einige Kreter erzählen - die Quader aus dem Labyrinth angeblich härter wurden, wenn sie ans Tageslicht, das heisst an die Aussenluft, gerieten. Dieses Aushärten wäre dann eine Folge des Trocknens des Quaders. Dass die Ablagerung der Salze bevorzugt in den künstlichen Ritzungen stattfindet, könnte darin liegen, dass aufgrund der Kapillarwirkung und der vergrösserten Oberfläche die Feuchtigkeit bevorzugt oder vermehrt an diesen engen Stellen aufgenommen wird, die durch solche Ritzungen entstanden sind. Wegen der vergrösserten Oberfläche wird sie auch wieder vermehrt dort abgegeben (gleiches Prinzip wie bei Kühlrippen, die durch eine vergrösserte Oberfläche die Abgabe von Wärme erleichtern). So wird die Bildung von Kristallen an solchen Ritzungen begünstigt. Sind dabei einmal die ersten Kristalle entstanden, so findet das Kristall-Wachstum an diesen Stellen vereinfacht statt (das Weiterwachsen bestehender Kristalle geschieht wesentlich einfacher als die Neubildung von Kristallen). Die Luft-Temperatur kann diesen Prozess noch beeinflussen: Je wärmer die Luft, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. In unserem Labyrinth-Steinbruch spielt die Luft-Temperatur wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle - ihre Schwankung übers Jahr hinweg scheint eher klein zu sein, maximal einige wenige Grade. (Hinweis auf die Vorgänge in Mauer-Verputz sowie auf Fehler in meinen ersten Ausführungen: Franz Justin, www.lehmprodukte.ch).
Quellen: 1) http://books.google.ch/books?id=jRMIAAAAQAAJ&printsec=titlepage&source=gbs_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false
2) http://books.google.ch/books?id=MrsWAAAAQAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

Tournefort: végétation des Pierres

Inschrift Savary

22./23. April 2010: Weitere Räume gefunden

Die Erfolgsserie im April 2010 geht weiter. Weitere Räume, bearbeitete Wände und Gänge wurden gefunden, vieles ist allerdings ganz oder teilweise eingestürzt. Und man fragt sich nach der Ursache der vielen Einstürze - Erdbeben oder die Explosion am Ende des 2. WK? Oder die Schwachheit gewisser Gesteinsschichten? Die gefundenen Räume machen den Eindruck, zumindest in neuerer Zeit noch nie betreten worden zu sein (keine Inschriften, kein Abfall) - sie fehlen sowohl auf den alten wie den modernen Plänen. Die Einstürze, die ihr Betreten verhinderten, könnten also auch schon weiter zurück liegen. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010. Fotos siehe Beitrag vom 29. April 2010.

19. April 2010: Intakten Raum gefunden

Der April 2010 bescherte viele Erfolge bei der Suche nach verschollenen Gängen und Räumen. Dieses Mal wurde ein unversehrter, schöner und beinahe leerer Raum gefunden, dem Trapeza-Raum vergleichbar, allerdings ohne Inschriften. Auch hier liegen die Spuren der Steinbehauung offen zutage: teilweise behauene Quader, die noch mit dem Fels verbunden sind. Der Abfall (Wasserflasche, Frappé-Schüttelbecher; oberes Foto links) zeigt allerdings: wir waren nicht die ersten - die Wasserflasche trägt das Verfalldatum 08'1996, also wurde sie vermutlich 1995 liegen gelassen. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010.

neuer Raum

neuer Raum

neuer Raum

19. April 2010: Weitere eingestürzte Räume gefunden

Nach Überwinden von ganz und teilweise eingestürzten Passagen treffen wir einmal mehr auf bearbeitete Wände - und weitere eingestürzte Gebiete. Die eingestürzten Gebiete und die bearbeiteten Wände und Räume zeigen, dass der Labyrinth-Steinbruch tatsächlich um einiges grösser war, als der heute begehbare Teil. Viele Gänge und Räume wurden jedoch durch Einsturz oder Füllung mit Abraum unzugänglich. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010. Bessere Fotos siehe den Beitrag vom 04. Mai.

bearbeitete Wände, Einsturz

15.-18. April 2010: Eingestürzten Raum mit tropfendem Wasser gefunden - vielleicht war das der Raum des "weissen Schilfes"?

Der April 2010 bescherte viele Erfolge bei der Suche nach verschollenen Gängen und Räumen. Insbesondere jener Raum, von dem berichtet wurde, dass Wasser von der Decke tropfte in einer Menge, dass es in Gefässen aufgefangen wurde, und dass es "weissen Schilf" darin gab, wurde wahrscheinlich gefunden. Leider ist er total eingestürzt. Über der Absturzhalde bleibt genügend Platz bis zur Decke - ca. 2 bis 3 Meter -, der das Aufrechtgehen zulässt (Foto links). Dieser Hohlraum deutet darauf hin, dass hier früher ein Raum war - der eben eingestürzt ist. An dieser Stelle tropft es heute noch an zahlreichen Stellen von der Decke - nirgends sonst im Labyrinth tropft es dermassen wie hier. Aufgrund der Lage und der tropfenden Decke (kleine Stalaktiten bis ca. 5 cm, Fotos rechts) könnte es der gesuchte Raum mit tropfendem Wasser und "weissem Schilf" gewesen sein. Der Einsturz verhindert leider eine Überprüfung dieser Annahme. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010. Bessere Fotos siehe den Beitrag vom 03. Mai.

Einsturz

Das Foto links zeigt einen anderen nahe gelegenen Einsturz. Auch hier tropft es an zahlreichen Stellen (Foto rechts), ein Indiz, dass wir uns in der Nähe des gesuchten "Schilf"-Raumes befinden. Lokalisation und Zugang: siehe Hinweis vom 28. April 2010.

Einsturz

26. März 2010: Weitere Belege für die Verwendung als Steinbruch: Spuren von Meisseln im Kampfsaal

Die weiter unten vorgestellten Meissel-Löcher wurden in den Räumen ganz links fotografiert. Solche Meissel-Löcher sind jedoch fast im gesamten Labyrinth in der obersten Gesteinsschicht zu sehen, so z.B. im Kampfsaal:

Meissel-Löcher im Kampfsaal

12. Feb./24. März 2010: 3 Inschriften des in Kreta lebenden, türkischen Fotografen R. Behaedin von 1900/1904 gefunden

Eine weitere besondere Inschrift im Trapeza-Raum fand ich bei der Durchsicht alter Photos: die Inschrift des türkischen Fotografen R. Behaedin von 1900 (Foto links). Behaedin lebte von 1898 bis 1913 in Kreta (Quelle 1). Das Bild in der Mitte nahm er 1900 in Iraklion auf (Quelle 2). An der selben Wand fand ich noch zwei weitere Inschriften von ihm, eine ebenfalls von 1900, die andere von 1904. Dannzumal schrieb er seinen Namen mit zwei "d", so wie auf der Legende zum Bild in der Mitte (rot unterstrichen).
Quellen:1) Vortrag Markos Marinakis: R.Behaedin: a Turkish Photogr. in the Cretan State 1898-1913; Conference Hellenic and Turkish Culture, Rethymnon, 15. Okt. 2009
http://www.google.ch/url?sa=t&source=web&ct=res&cd=1&ved=0CAkQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.edc.uoc.gr%2F~didgram%2FGREEKTURKISH.doc&rct=j&q=%22r.+behaedin%22&ei=DmF1S42zJJ7YmwOXm5ivCQ&usg=AFQjCNEwt8IS6mPzteHqh70tEDuZVdGewQ
2) http://history.heraklion.gr/background.php?url=hp&id=1981&iid=&level=&sid=

R. Behaedin

18. März 2010: Fotos von der Arkolohori-Höhle

Ein Besuch bei der Höhle von Arkolohori ergab, dass die Höhle zwar frei zugänglich ist (nicht abgesperrt), aber wegen Einstürzen nur noch etwa 2 bis 3 Meter bekrochen werden kann. Eine Überprüfung von Owens Hypothese, diese Höhle könnte das mythische Labyrinth des Minotaurus gewesen sein, ist daher in der Höhle selbst nicht mehr möglich.... (Für einen Helm schien mir das Einstiegsloch zu eng.) Auf den ersten zwei Bildern sind je Sützen zu sehen, die zur Absicherung errichtet wurden.

Arkolohori Eingang I     Arkolohori Eingang II

Arkalohori III     Arkalohori IV

17. März 2010: Doppelseitige Berichte im Apopsi tou Notou und im Antilalos tis Messaras / WAGtv-Crew wieder abgereist

Die beiden Regionalzeitungen der Messara, der Apopsi tou Notou und der Antilalos tis Messaras, brachten am Dienstag, 16. März 2010, je einen doppelseitigen Bericht zu den Filmaufnahmen von WAGtv im Auftrag von National Geographic. Beide publizierten dazu mehrere von mir gemachte Fotos, diesmal mit der korrekten Nennung des Fotografen. Dass ich eigentlich als Experte für die Labyrinth-Höhle dabei war (und gefilmt wurde) und nicht als Fotograf, blieb dabei aber auf der Strecke. Die WAGtv-Crew reiste am Montag wieder ab. Wann und auf welchem Kanal der Film zur Labyrinth-Frage ausgestrahlt wird, ist noch offen.

15. März 2010: Filmaufnahmen auf dem Jouchtas - Vasilakis im Gespräch mit Owens und Papa Jorgo

Die Filmaufnahmen von WAGtv für National Geographic fanden auf dem Berg Jouchtas eine von mehreren Fortsetzungen. Der Chef-Archäologe von Kreta, Antonis Vasilakis, wurde gefilmt im Gespräch mit Gareth Owens, dem Vertreter der Arkolohory-Hypothese (drittes Foto), sowie mit Papa Jorgo, dem Pfarrer von Archanes (erstes Foto). Das mittlere Bild zeigt die Filmcrew von WAGtv, im Hintergrund ist der Psiloritis mit Schnee zu sehen. Die Filmaufnahmen wurden regelmässig von oben begutachtet - von Geiern (viertes Foto).

auf dem Jouchtas - Papa Jorgo - WAGtv - Vasilakis und Owens - Geier

15. März / 05. April 2010: Ein vierter Ort wird für das mögliche Labyrinth des Minotaurus gehalten: die Höhle von Arkolohori

Wenn es um die Frage geht, wo das mythologische Labyrinth des Minotaurus war, gab es bisher drei Orte, die als mögliche Kandidaten diskutiert wurden: eine Mehrheit hält Knossos dafür, eine kleine Minderheit ist für unsere Labyrinth-Höhle, und als Unikat schlug Paul Faure die Skotino-Höhle vor. Gareth Owens hat der Diskussion nun - als weiteres Unikat - einen vierten Ort beigesteuert: die Höhle von Arkolohory. Sein Hauptargument sind die vielen Kult-Doppeläxte, die in dieser Höhle gefunden wurden. Dieses Argument stützt sich dabei - wie Knossos - auf die nicht gesicherte Herkunft des Wortes "Labyrinth" von "labrys" (prehellenisch, lydisch, = Doppelaxt) und "inthus" (prehellenisch, = Stätte). Ich halte seine Argumente für nicht besonders stichhaltig, da solche Doppeläxte ja an vielen Orten gefunden wurden. Die Höhle von Arkolohory ist heute aufgrund von Einstürzen leider unzugänglich (Fotos siehe weiter oben). Der link zu Owens Ausführungen: http://www.teicrete.gr/arkalochori (Die bei Owens zu findende Behauptung, Diodor erwähne "Höhlen auf Kreta mit darin errichteten Labyrinthen", ist gemäss meinen Recherchen falsch; Owens hat meine Frage nach der genauen Stelle bei Diodor leider nicht beantwortet. Ergänzung 05. April und 12. Mai 2010: Owens hat den Text inzwischen geändert und die Begriffe "Diodor" und "Kreta" raus genommen. Seine Angaben lauten jetzt neu, es gebe "Referenzen auf Höhlen mit darin errichteten Labyrinthen" - für den ernsthaften Forscher sind solch unpräzise Angaben nicht gerade ein Highlight...).

12. März 2010: National Geographic filmt bei der Labyrinth-Höhle

WAGtv filmt im Auftrag von National Geographic auf Kreta unter anderem auch bei der Labyrinth-Höhle (in der Labyrinth-Höhle selbst wird leider nicht gefilmt). Ziel ist die Dokumentation des "Labyrinth Lost"-Projektes der Universität Oxford vom Sommer 2009 (siehe News 02 und 03). Dabei wurde ich als Experte für die Labyrinth-Höhle im Gespräch mit Nicholas Howarth gefilmt. Linkes Bild: Nicholas Howarth, Leiter des "Labyrinth Lost"-Projektes, im Gespräch mit dem ex-General Manolis Tsangaroulakis und dem Veteran Manolis Volonakis, beide von Kastelli, vor dem Eingang zur Labyrinth-Höhle. Rechtes Bild: der gemütliche Teil in Kastelli nach dem Filmen (v.l.n.r.): Thomas M. Waldmann (Labyrinth-Experte, Fotograf), Manolis Tsangaroulakis (ex-General), Nikolaos Bougioukos (WAGtv), Chris Vile (WAGtv), Jorgos Xagorarakis (Präsident von Kastelli), Nicholas Howarth (Labyrinth Lost-Leiter), Richard Max (WAGtv), Maria Powell (WAGtv), Manolis Volonakis (Veteran).

NG-Projekt, vor dem Eingang     NG-Projekt 2010, in Kastelli

26. Feb. 2010: Johannes von Antiochen (7. Jh.) erwähnt eine "Höhle in der Gegend der Labyrinthe", ohne Ortsangabe

Die Schriften von Johannes von Antiochen (7. Jh.) sind nur in Fragmenten erhalten. Im 39. Fragment (siehe Quelle 1, S. 78) findet sich folgender Satz: "Theseus ... verfolgte Satz von Johannes von Antiochenden Minotaurus in die Gegend der Labyrinthe und tötete ihn, der sich in einer Höhle versteckt hielt." Eine Ortsangabe fehlt. Gemäss Quelle 2 ist die Schrift von ihm "eine der vielen Adaptationen und Imitationen der besser bekannten Chronik von John Malalas" (mehr dazu im Beitrag vom 1. Feb.). Auch sein Text, in dem die Rationalisierung des Mythos aufscheint, hilft uns also nicht weiter bei der Frage, wann die Labyrinth-Höhle zum ersten Mal so genannt wurde. Die fehlende Ortsangabe trägt darüber hinaus auch nichts zur Lokalisierung des Mythos bei - die selbst bei Nennung eines geografischen Namens wegen der Rationalisierung des Mythos zweifelhaft bliebe.
Quellen: 1) Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia chronica; Introduzione, edizione critica e traduzione a cura di Umberto Roberto; de Gruyter 2005
http://books.google.de/books?id=8uckHUYk6JYC&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false
2) http://www.newadvent.org/cathen/08468a.htm

15./24. Feb. 2010: Weitere Belege für die Verwendung als Steinbruch: Spuren von Keilen und Meisseln: die Bilder

Viele grössere und kleinere Löcher sowie Rillen entpuppten sich bei genauerer Betrachtung als weitere Hinweise darauf, dass die Labyrinth-Höhle ein Steinbruch war. Grössere Löcher erwiesen sich teilweise als Keil-Löcher, d.h. sie sehen nur von aussen wie normale Löcher aus. In ihrer Vertiefung - am Boden des Loches sozusagen - verlaufen diese Löcher häufig quer (horizontal) und lassen damit die Form des verwendeten Keils erkennen (gut zu sehen in den Bildern 1, 4 und 6; Bilder 1 und 4 zeigen die selben Löcher in verschiedener Belichtung). Viele kleine Löcher haben eine rechteckige Form und verlaufen mit vier geraden Kanten in einen Spitz zu - die konische Form der verwendeten Meissel ist auch hier gut zu sehen (Fotos 7, 8 und 9 darunter; auf Foto 3 (erste Zeile) sind am oberen Rand auch mehrere Spuren und Löcher von Meisseln zu sehen (rot markiert); eines davon, das von oben nach unten verläuft, zeigt die konische Form des Meissels sehr schön).

Keil-Löcher (RGL)     

Meissel-Löcher RGL

04.-15. Feb. 2010: Zwei arabische Inschriften von Nizam Dauacher entziffert

Inschriften der Speleo 1982-Exp.-TeilnehmerInschrift Dauacher (Zawahir)Inschrift Dauacher LHArabische Ziffern und Jahreszahl DauacherEine Gruppe der zweiten, 1982 gegründeten "Griechischen Höhlenforschungs-Vereinigung" (Σπηλαιολογικός Ελληνικός Εξερευνητικός Ομίλος) mit der Abkürzung "SPELEO" (ΣΠΕΛΕΟ) mit den 4 Teilnehmern Nizam Dauacher (N. Δαούαχερ), Petros Romanas (Π. Ρωμανάς), Eleni Koniari (Ε. Κόνιαρη) und Kostas Zoupis (Κ. Ζούπης) kartografierte 1982 das Labyrinth. Sie hinterliessen als Inschrift im linken Gang an der Decke ihre Vornamen (linkes Bild) sowie an mehreren Stellen ihr Signet "ΣΠΕΛΕΟ 1982“ (Speleo 1982). Eines davon findet sich, der Tradition entsprechend, im „Trapeza-Raum“. Der Jordanier Nizam Dauacher, dessen Vorname im linken Bild zuoberst steht, hinterliess ausserdem im Trapeza-Raum sowie links hinten an der dritten Verzweigung je eine arabische Inschrift mit Namen, Land und Jahreszahl (mittleres und rechtes Bild): "Nizam al Jawahir (Nizam Dauacher), Al Urdun (Jordanien), 1982" (Entzifferung und Übersetzung Paul Coatalen). Dauacher starb in den Neunziger Jahren. Während die arabische Schrift von rechts nach links geschrieben wird, werden die arabischen Zahlen wie bei uns auch von links nach rechts geschrieben. Sie sind einfach zu übersetzen. Mit der beigefügten Tabelle können wir 1982 selbst entziffern. Dauacher lebte und studierte in Athen und notierte deswegen wohl unsere westliche Jahreszahl, während in anderen arabischen Inschriften die beigefügten Jahreszahlen offensichtlich aus dem islamischen Kalender stammen, welcher um 622 Jahre verschoben ist (siehe Teil 2, Kap. 4b "Besondere Inschriften").

01.-26. Feb. 2010: Malalas (6. Jh.) erwähnt eine "Höhle in den Bergen der Labyrinth-Gegend [bei Gortyn]", Cedrenus (11./12. Jh.) erwähnt eine "Höhle in der Gegend der Labyrinthe [bei Gortyn]", Eustathius (12. Jh.) bezeichnet das Labyrinth als "kretische Höhle", aber ohne Ortsangabe

Nachdem ich herausfand, dass Catull, Statius und Claudian entgegen anders lautenden Behauptungen die Labyrinth-Höhle nicht erwähnen, hielt ich Buondelmontis Beschreibung der Höhle von 1417 für die erste Erwähnung. Buondelmonti dürfte auch weiterhin der erste gesicherte Augenzeuge bleiben, der sie nicht nur beschreibt, sondern im Jahre 1415 selbst besichtigt hat. Ich habe nun drei frühere Autoren gefunden, die die Höhle zwar zu erwähnen scheinen, die sie aber offensichtlich selbst nicht besucht hatten. Cockerell verweist in seinem Artikel in Walpole (siehe Quelle 1, S. 409) auf Eustathius und Cedrenus, beide im 11./12. Jahrhundert. Es darf dabei nicht übersehen werden, dass Cockerell die Höhle für das Labyrinth der Mythologie hielt (S. 407), obwohl er zugleich der Meinung war, dass es ein Steinbruch für Gortyn war und die Gänge in der Höhle sekundärer Natur seien (S. 407). Dabei muss er sogar mutmassen, dass antike Autoren, die das Labyrinth in Knossos lokalisierten, sich irrten (u.a. Strabo und Pausanias, S. 408). Da Eustathius wenig ergiebig ist und Cedrenus seinen Text von einem anderen Autor, wahrscheinlich von Malalas, übernahm, beginne ich mit Malalas.
Quellen: 1) The Rev. Robert Walpole, M.A.: "Travels in various Countries of the East; Being a continuation of Memoirs relating to European and Asiatic Turkey, &c.", Longman, Hurst, Rees, Orme and Brown, London 1820; S. 402-409: The Labyrinth of Crete (communicated by Mr. Cockerell);
http://books.google.ch/books?id=7jIPAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false (S. 409 eintippen)

Malalas (siehe Quelle 2, IV. Buch, Abschnitte 16-18, S. 61-63). Dieser Text liegt mir in Griechisch und teilweise in englischer Übersetzung vor. Malalas wie auch Cedrenus erzählen eine spätere, "rationalisierende" Version des Mythos: der Minotaurus ist keine Mischgeburt mit Menschenkörper und Stierkopf, sondern ein gewöhnlicher Mensch, nämlich der aussereheliche Sohn von Pasiphae und ihrem Sekretär (νοτάριος) namens "Tauros" ("tauros" ist in dieser Lesart also ein Name und nicht die Übersetzung für "Stier")! Nach dem Tod von Minos wurde Minotaurus König von Kreta. Der Senat von Kreta schickte zu Theseus und bot ihm die Herrschaft über Kreta und die Hand der Ariadne an, falls er den Minotauros töten würde. Theseus kommt sofort, Senat und Heer verlassen fluchtartig Minotauros in Gortyn, der flüchtet Malalas, Zeile 80sich in "die Labyrinth-Gegend" und verbirgt sich in einer Höhle des Gebirges, wird aber von Theseus aufgespürt und getötet; Theseus zieht mit einem Triumphzug in Gortyn ein (Übersetzung und Zusammenfassung nach Karin Metzler). Der entscheidende Satz bei Malalas (Zeilen 80-82, S. 63, siehe links) enthält die Worte "Minotaurus", "Labyrinth-Gegend" ("Λαβύρινθον χώραν") und "Höhle" (bei Gortyn). Die Übersetzung dieses Satzes lautet: "Als der Minotaurus den Verrat erkannte, floh auch er in die Labyrinth-Gegend. Er stieg in die Berge und betrat eine Höhle, in der er sich versteckt hielt." (engl.: "... the district of Labyrinth where he climbed a mountain and hid himself in a cave"; engl. Übersetzung siehe Quelle 3, S. 42). Unsere Labyrinth-Höhle kann nun auch nach der Entdeckung des Berichtes von Malalas (und der folgenden Autoren) nicht ernsthaft als das Labyrinth der Mythologie angesehen werden - allein die abgeänderte, "rationalisierende" Version des Mythos machts aus, dass sein Text nur von relativem Wert ist. Im zitierten entscheidenden Satz redet Malalas ausserdem weder vom Labyrinth noch davon, dass die Höhle so heisse. Er redet von einer "Höhle in den Bergen der Labyrinth-Gegend", so dass Labyrinth und Höhle verschiedene Sachen zu sein scheinen! Als weitere Abänderung des Mythos ist der Minotaurus (als Mensch) in diese Höhle geflüchtet, nicht eingesperrt worden. So fällt auch auf, dass Daedalus (und Ikarus) zwar mehrmals erwähnt werden - aber nicht als Erbauer des (oder eines) Labyrinthes.
Die interessante Frage bleibt dabei, warum Malalas (und entsprechend auch Cedrenus, siehe darunter) die Geschehnisse nach Gortyn verlegt. Müssten sie nicht in Knossos spielen? Die Verlegung nach Gortyn passt jedoch bestens zur Rationalisierung des Mythos. Ich nehme an, dass dieser Höhlen-Steinbruch (dem diese Website ja gewidmet ist), schon damals den übertragenen Namen "Labyrinth" trug, da er wahrscheinlich schon einige Jahre stillgelegt war (eine der interessanten Nachforschungen besteht darin, heraus zu finden, wann "unsere" Höhle zum ersten Mal den Namen "Labyrinth" erhielt). Knossos selbst war zu diesem Zeitpunkt - wie das Labyrinth - bloss ein Mythos, während Gortyn immer in Ruinen existierte und zuletzt viel wichtiger (Inselhauptstadt) als Knossos war. Und nun war Malalas wohl zu Ohren gekommen, dass es in der Umgebung von Gortyn ein "Labyrinth" oder eine "Labyrinth-Gegend" gab. Die Verlegung nach Gortyn war darum naheliegend im Zuge seiner Rationalisierung des Mythos. Zu ähnlichen Schlüssen kommt Karl Hoeck, wenn er schreibt: "Ausdrückliche Zeugnisse ferner verlegen den dädalischen Bau nach Knossos (Plutarch, Pausanias, Philostratus). Gegen diese und andere Zeugnisse können nicht in Betracht kommen Stellen späterer Dichter und Byzantiner; nichts war natürlicher, als dass Schriftsteller, denen die Sagen vom Labyrinth durch die dritte und vierte Hand zu kamen, sie übertrugen auf ein Local, welches zu ihrer Zeit diesen Nahmen führte (Claudian, Cedrenus)." (siehe Quelle 4, S. 60)
Quellen: 2) Ioannis Malalae: "Chronographia", Hans Thurn, 2000;
http://books.google.ch/books?id=na7qcXJVYL0C&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false
3) The chronicle of John Malalas, Elizabeth Jeffreys, Michael Jeffreys, Roger Scott, Brian Croke et al., Melbourne 1986;
http://books.google.ch/books?client=firefox-a&id=aZ5mAAAAMAAJ&q=labyrinth#search_anchor
4) Prof. Dr. Karl Hoeck: "Kreta. Ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft", Erster Band, Göttingen 1823;
http://books.google.ch/books?id=R2QGAAAAQAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

Cedrenus erwähnt die Höhle und die ganze Geschichte um den Minotaurus weitgehend in der selben rationalsierten Version (siehe Quelle 5, S. 214/5, Text in Griechisch mit lateinischer Übersetzung). Kedrenus, S. 215Cedrenus ist für uns von untergeordnetem Interesse, da er sein Material von anderen Autoren bezieht. In unserem Fall ist seine Quelle wahrscheinlich die Weltchronik des Johannes Malalas (siehe den Abschnitt darüber). Der links abgebildete Text zeigt seine Version des entscheidenden Satzes von Malalas' Text, ("αυτός" meint den Minotaurus). Hier die Übersetzung der relevanten Passagen (nach Karin Metzler) : "Nach Minos herrschte Minotauros, der Sohn der Pasiphae und des Tauros. Die Senatoren aber hielten es für einen Frevel, dass sie von einem dem Ehebruch Entstammenden beherrscht wurden und stachelten Theseus, den Sohn des Aigeus, des Königs von Thessalien, auf, zum Krieg gegen ihn das Meer zu überqueren; sie versprachen ihm, den Minotauros zu verraten und Ariadne, die Tochter des Minos und der Pasiphae, und ganz Kreta (zu übergeben.) Theseus überquerte prompt das Meer. Sein [d. h. des Minotauros] Feldherr und alle Bewohner ließen den Minotaurus in Gortyn zurück und flohen. Als er den Verrat erkannte, floh er selbst in die Gegend der Labyrinthe und hielt sich in einer Höhle verborgen, bis er von jemandem dem Theseus angezeigt und getötet wurde." Im Ausdruck "Λαβυρίνθων χώραν" ist eine leicht veränderte Schreibweise zu beobachten: Im Wort "Λαβυρίνθων" weisen die Akzentverschiebung von "ύ" nach "ί" sowie an zweitletzter Stelle "ω"statt "ο" auf den Genitiv Plural hin. Der Ausdruck wäre also mit "Gegend der Labyrinthe" zu übersetzen - auch das passt hervorragend zu meinen Vermutungen betreffend der Rationalisierung des Mythos: Es gibt in der Gegend der Labyrinth-Höhle mehrere ähnliche Höhlen-Steinbrüche. Sie sind zwar bloss ähnlich in Bezug auf den Abbau von Steinen und den dabei entstandenen typischen Spuren. Sie sind alle viel kleiner, haben keine Gänge und bloss einen einzigen, mehr oder weniger verwinkelten Raum und sind daher in keiner Weise labyrinthisch. Dennoch haben sie Namen wie "Λαβυρινθάκι" oder "μίκρη Λαβύθρινθος" erhalten. Der Name "Λαβυρινθάκι" wird sogar mehr als einer solchen Höhle zugeordnet. Ich kenne bis jetzt 4 solche Höhlen (siehe Teil 2, Kap. 7). Diese Namensgebung macht die Umgebung im Nord-Westen von Gortyn tatsächlich zu einer "Gegend der Labyrinthe". Doch ist an dieser Namensgebung noch viel besser erkennbar, dass der Name "Labyrinth" bloss ein übertragener Name ist, da von allen dort vorzufindenden Höhlen-Steinbrüchen nur ein einziger "labyrinthisch" genannt werden kann.
Quellen: 5) Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae, B. G. Niebuhr C. F. - Georgius Cedrenus Ioannis Scylitzae OPE ab Immanuele Bekkero, Tomus prior, 1838: Γεωργιου του Κεδρηνου - Συνοψις Ιστοριων / Compendium Historiarum, A Mundo condito usque ad Isaacium Comnenum Imperatorem, A DN. Georgio Cedreno ex diversis libris collectum; http://books.google.ch/books?id=FB4bAAAAIAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

Bei Eustathius (von Thessaloniki) gibt es zwei Textstellen (beide nur in Griechisch), die für uns interessant sind. Die erste (siehe Quelle 6, S. 102/3, Abschnitt 88, Zeile 32) redet viel von der Stadt Gortyn und nennt Tauros ("tauros", gr. = Stier; hier wie bei Malalas und Cedrenus der Name eines Kreters), der die Europa entführt hatte, als deren Gründer (S. 103, Zeile 2/3). Eustathius, S. 421, Zeile 1Das Labyrinth bzw. die Labyrinth-Höhle wird nicht erwähnt. Eine andere Textstelle (siehe Quelle 7, S. 420, Vers 320, Zeile 43) bezeichnet das Labyrinth zwar als "unterirdische kretische Höhle mit vielen Windungen", aber ohne Ortsangabe (S. 421, Zeile1, siehe Text links)!
Quellen: 6) Dionysius Periegetes Graece et Latine cum vetustis commentariis et interpretationibus ex recensione et cum annotatione Godofredi Bernhardy, pars prior, 1828; Eustathii commentarii, ab S. 84;
http://books.google.ch/books?id=IRYwAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false
7) Eustathii Archiepiscopi Thessalonicensis Commentarii ad Homeri Odysseam, Tomus 1, 1825
http://books.google.ch/books?id=hrcWAAAAQAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

26. Jan. 2010: Inschrift von 1979 gefunden - die Labyrinth-Höhle war offenbar schon vor 1981 wieder zugänglich

Inschrift 1979Gemäss den Informationen von Nick Leloudas wurde 1981 durch die erste Expedition der Griechischen Speleologischen Gesellschaft am Ende des heutigen Eingangstales ein neuer Zugang zur Labyrinth-Höhle geschaffen, nachdem der Eingang infolge des Unfalles mit tödlichen Folgen 1961 durch das Militär versiegelt worden war. 1985 wurde der mit Zement versiegelte Haupteingang offiziell wieder aufgebrochen. Über die Schliessung und Wieder-Öffnung des zweiten westlichen Einganges liegen keine gesicherten Angaben vor - vielleicht war er gar nie verschlossen worden? Bei der Überprüfung meiner Fotos fand ich die links zu sehende Inschrift von 1979 im Ruheraum, einer benachbarten Kammer des Trapeza-Raumes, wo die meisten Inschriften zu finden sind. Sie deutet darauf hin, dass die Labyrinth-Höhle 1979 zugänglich war - das kann nur durch den westlichen Eingang geschehen sein....

25. Jan. 2010: Kapitel 2 "Die Pläne" / "The maps" ausgegliedert

Schon länger ist die Grösse meiner Website ein Nachteil, weil der Download je nach Kapazität des Computers und der Internet-Verbindung zu lange dauert. Die Aufteilung in mehrere Unterseiten ist daher schon länger ein Thema. Ich habe nun als erstes das Kapitel 2 "Die Pläne" ausgegliedert. Neu lautet der Link auf dieses Kapitel www.labyrinthos.ch/Plaene.html (englische Version: www.labyrinthos.ch/Plaene.english.html ; griechische Version: www.labyrinthos.ch/Plaene.ellinika.html). Ausserdem habe ich die Unterseite "ein Vergleich der Namen und Notizen in den Plänen von Petrochilou, Dumas, Cockerell, Charton und Sieber" als neuen Abschnitt "l" angehängt. Auch das Kapitel 5 "Vergleich der Pläne" aus Teil 2 habe ich als Abschnitte "m" (Gesamtvergleich) und "n" (Detailvergleiche) angehängt, so dass nun alle Themen, die die Pläne betreffen, in einer einzigen Unterseite vereint sind.

21.-25. Jan. 2010: Ein weiterer Plan von 1836 gefunden - der bisher ausführlichste!

Vergleich der Pläne Cockerell - Prokesch von Osten - Sieber
Anton Prokesch von Osten besuchte 1825 das Labyrinth und veröffentlichte 1836 in einem grösseren Werk einen Bericht darüber (siehe Quelle 1). Prokesch fertigte auch einen Plan an, wobei er den Plan von Cockerell (links) verwendete, diesen aber um zusätzliche Gänge und Räume erweiterte! Im obigen Vergleich der Pläne habe ich im Plan von Prokesch (Mitte) die neu eingetragenen Stellen rot oder violett markiert. Die violett und blau markierten Stellen fehlen bei Sieber (rechts). Zur besseren Orientierung habe ich die Buchstaben von Prokeschs Plan in Siebers Plan eingetragen (pink). Die Übereinstimmung im linken oberen Teil (Buchstaben K-Q) bleibt allerdings unsicher, es sind auch andere Zuordnungen denkbar (mehr dazu in Kapitel 2 "Die Pläne"). Prokesch erwähnt zwar Sieber nicht, obwohl dessen Plan zu der Zeit schon veröffentlicht war. Aber seine Ergänzungen unten links und in der Mitte stimmen verblüffend gut mit Siebers Plan überein. Insgesamt ist Prokeschs Plan ausführlicher als Cockerells Plan und etwa gleich ausführlich wie Siebers Plan. Dieser enthält auch Räume, die bei Prokesch fehlen - sie sind ebenfalls blau markiert. Der Buchstabe G in Prokesch's Plan ist gemäss seinem eigenen Text falsch eingetragen: er gehört etwas weiter rechts zu den beiden Räumen, von denen der untere rot markiert ist (Kampfsaal). Prokesch macht des weiteren einige interessante Angaben. Allerdings vertritt er auch die nicht nachvollziehbare Haltung, dass die Labyrinth-Höhle das Labyrinth der Mythologie sei. Bei seiner Argumentation hat er allerdings einiges übersehen und auch Fehler gemacht. Genauere Infos folgen. Die Recherchen laufen.
Quellen 1): Ritter Anton Prokesch von Osten: "Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient", Stuttgart 1836, erster Band, S. 606-619:
http://books.google.com/books?id=kD8pAAAAYAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

06./27. Jan. 2010: Das mythische Labyrinth war - gemäss Philochoros - kein Irrgarten, sondern ein gewöhnliches Gefängnis

In den News 02 schrieb ich: "Es macht überhaupt keinen Sinn, den Minotaurus in ein Labyrinth einzusperren, egal, ob dies nun ein "kretisches (klassisches) Labyrinth" oder ein Labyrinth im Sinne eines Irrgartens ist. Das Hauptanliegen ist doch, den Minotaurus einzusperren, dass heisst, es muss ein Verliess sein, aus dem er nicht entkommen kann. Doch in einem so geschlossenen Raum spielt die Innenstruktur keine Rolle - wozu sich noch die Mühe machen, ein Labyrinth zu konstruieren? Auch ein Irrgarten-Labyrinth, aus dem schwer heraus zu finden ist, ist nur dann sicher, wenn es mit einem Tor verschlossen wird - doch das verschlossene Tor ist dann wichtig, nicht die Struktur als Labyrinth." 
Diese Überlegungen werden durch die Schriften von Plutarch (45 - 125 n. Chr.) bestätigt. Er erwähnt in seiner Theseus-Biographie verschiedene Darstellungen des Mythos vom Minotaurus und dem Labyrinth. Interessant ist die Version von Philochoros, die er erwähnt: "Philochoros aber sagt, das wollten die Kreter nicht wahr haben [was die Griechen über das Labyrinth und den Minotaurus erzählen], sondern sie behaupteten, das Labyrinth sei weiter nichts als ein Gefängnis gewesen, an dem sonst nichts Böses war, als dass die darin Gefangenen nicht entfliehen konnten" (Quelle 1). Interessant ist dabei, dass Philochoros nicht einfach eine andere Version erzählt, sondern ausdrücklich sagt, die Kreter, also die im Mythos Betroffenen bzw. deren Vorfahren, von denen wir ja keine eigene Überlieferung besitzen, seien mit der Darstellung nicht einverstanden! Auch den "Minotaurus" sehen diese damaligen Kreter offenbar anders: "Minos habe dem Androgeos zu Ehren ein Kampfspiel veranstaltet und als Preise für die Sieger die Kinder gesetzt, die nun eben so lange im Labyrinth in Gewahrsam gehalten wurden; bei den ersten Wettspielen habe ein Mann, der bei ihm im höchsten Ansehen stand und Feldherr war, namens Tauros, den Sieg davon getragen, ein Mann von hartem, unsanftem Charakter, der mit den Kindern der Athener übermütig und grausam umgegangen sei." Und dann kam eben Theseus. "Nach der Darstellung des Philochoros erwartete man, als Minos das Kampfspiel veranstaltete, dass Tauros wieder alle besiegen werde, und er war darum ein Gegenstand des Neides. Denn seine Macht war wegen seines Charakters verhasst; auch sagte man ihm nach, dass er unerlaubte Beziehungen zu Pasiphae unterhalte. Als daher Theseus mitkämpfen zu dürfen verlangte, gestand Minos das zu. Da es nun in Kreta Sitte war, dass auch die Frauen zuschauten, war Ariadne anwesend, wurde sogleich von Theseus' Anblick bezaubert und bewunderte sein Kämpfen und wie er alle besiegte. Auch Minos freute sich, vor allem, dass Tauros niedergerungen wurde und so sein Ansehen verlor, gab Theseus die Kinder zurück und erliess der Stadt [Athen] den Tribut." Ist das Labyrinth als Irrgarten sowie der Kinder bzw. Jünglinge und Jungfrauen verschlingende Minotaurus also nur eine denunzierende Propaganda der Griechen in der Darstellung der ihnen anfänglich überlegenen Kreter? Diese Schlussfolgerung drängt sich jedenfalls als Möglichkeit auf, wenn wir den Ausführungen Jan Piepers folgen: "Für alle Deutungen des minoischen Labyrinthes sind wir ausschliesslich auf die attische Sage angewiesen, die nirgends zusammenhängend überliefert ist, sondern lediglich in den Erwähnungen der Historiographen und den allegorischen Anspielungen antiker Dichter auf uns gekommen ist. Diese attische Quelle ist durch und durch von der historischen Auseinandersetzung mit der kretischen Vormachtstellung geprägt und deshalb stark negativ gefärbt." (Quelle 2).
Quellen: 1) Plutarch - Grosse Griechen und Römer, aus dem Griechischen übertragen, eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler, 6 Bände, 2. Aufl., München 1979, Band I, Kap. 15-21 (S. 51 bis 58), zitiert in Hermann Kern - Labyrinthe, S. 43-46
oder: http://books.google.ch/books?cd=1&id=SvUQAQAAIAAJ&dq=hermann+kern+labyrinthe&q=philochoros#search_anchor (diese Seite zeigt nur einen Auszug, es ist nur der Anfang des Zitates zu sehen)
2) Jan Pieper: "Das Labyrinthische", Über die Idee des Verborgenen, Rätselhaften, Schwierigen in der Geschichte der Architektur, Birkhäuser 1987/2009, S. 26

28. Dez. 2009 - 06. Jan. 2010: Catull, Statius und Claudian erwähnen die Labyrinth-Höhle nicht (entgegen anders lautenden Behauptungen)!

Gewisse Autoren behaupten oder zitieren die Behauptung, Catull, Statius und/oder Claudian identifiziere die Labyrinth-Höhle mit dem Labyrinth des Minotaurus. Meine Überprüfung der Original-Texte (siehe Teil 2, Kap. 10b, Punkt 11) ergab, dass diese Behauptung eine reine Spekulation und daher falsch oder zumindest irreführend ist. Zum einen erwähnt keiner der drei Autoren die Labyrinth-Höhle explizit. Zum anderen basiert die Behauptung auf dem Begriff "Gortynius" (gortynisch), der in allen interpretierten Textstellen vorkommt. Doch damals war es offenbar Usus, anstelle eines Landes stellvertretend eine seiner Städte zu nennen. Das bekannteste Beispiel dazu sind die Römer, die nicht "Italiener", sondern ihrer Hauptstadt Rom entsprechend eben "Römer" genannt wurden. So wurde anstelle von Kreta oft Gortyn genannt, das damals die Hauptstadt Kretas war. Viele englische und deutsche Übersetzer übersetzten darum in den erwähnten Texten "Gortynius" mit "kretisch", oder sie übersetzten es mit "gortynisch" und fügten eine Fussnote an, in der sinngemäss stand, dass "gortynisch" = "kretisch" zu verstehen sei. Mehr dazu in Teil 2, Kap. 10b, Punkt 11.